Sonnabend, 28. August 2010
Zum zweiten Mal in dieser Woche machten wir uns auf den Weg zum Shanghai-Hauptbahnhof, um unseren Hochgeschwindigkeitszug nach
Suzhou zu erwischen. Diese Boom-Stadt des modernen Chinas, Zentrum der Seidenkultur und bekannt für ihre Literatengärten liegt 120 Kilometer westlich von Shanghai. Mit 180 Km/h erreichten wir Suzhou in weniger als 40 Minuten.
Kaum aus dem Zug ausgestiegen, reihten wir uns sofort unweigerlich in den Strom der Touristen ein, welcher sich Richtung Ausgang schlengelte. Iris und ich entschieden uns, in die Stadt und den ersten Garten zu laufen. Einmal mehr täuschten uns Distanzen auf Karten, so dass wir nach einem 40 minütigen Fußmarsch lediglich das Stadzentrum, nicht jedoch den Garten, erreicht hatten. Um ersten Erschöpfungsanzeichen um 10 Uhr vormittags entgegenzuwirken, zogen wir das Mittag essen vor.
Der erste sehr großzügig angelegte Literatengarten war wunderschön, nur leider überfüllt mit Menschen. Mit etwas Phantasie gelang es uns jedoch, die Schönheit zu erkennen, die die konfuzianischen Beamten nach ihrem Rückzug aus dem politischen Leben am Kaiserhof während ihres Aufenthalts im Garten vor hunderten von Jahren zu poetischen Ergüssen inspirierte. Insbesondere das Meer aus Lotospflanzen in den Teichen und die umfangreiche Bonsaizucht waren beeindrucken.
Iris und ich sehnten uns im Tumult und Lärm der Stadt nach mehr Ruhe und so fuhren wir stilecht in einer Fahrradrikscha zum
Garten des Meisters der Netze im Süden der Stadt. Dieser kleine Garten vernab von den Touristenströmen erfüllte unsere Hoffnungen, sodass wir einige Stunden blieben und die ruhigere Atmosphäre genossen.
Suzhou ist eine sehr touristische Stadt, sodass uns die vielen kleinen Sexshops und Bars mit 'extra Service' nicht verborgen blieben. Offiziell ist Prostitution in China verboten, aber besondere Lokalitäten, z.B. spezielle Karaokebars, Saunas oder Friseursalons, bieten Sex für Geld an. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Geschäftspartner nach dem gemeinsamen Essen in solche Etablissements gehen, um sich zu amüsieren. Wir steckten nur kurz unsere Nasen durch die Tür eines Sexshops und stellten fest, dass sich die Vorlieben der Chinesen nicht von denen der Deutschen zu unterscheiden schienen.
Nach dem Abendessen und einem Spaziergang durch das alte Suzhou und einem Park fuhren wir mit dem Taxi zum Bahnhof, um unseren Zug gegen 21 Uhr nach Shanghai zu erreichen.
Bilder des Tages