Unser zweiter Tag auf den Gelben Bergen begann sehr früh - um genau zu sein gegen 4 Uhr morgens. Eine Gruppe lährmender und extrem gut gelaunter Chinesen versammelte sich vor unserem Fenster, um dem Sonnenaufgang entgegen zu gehen. Dieser Gruppe folgten weitere, so dass ich gegen 5.30 Uhr entschied, Teil der euphorischen Sonnenanbeter zur werden. Allerdings gehörte ich an diesem Morgen nicht zu den frühen Vögeln, die irgendwelche Würmer fangen, denn als ich endlich am Aussichtspunkt ankam, war das Spektakel 'Sonnenaufgang' vorüber. Für ein paar nette Bilder reichte es dann doch noch.
Iris war zwischenzeitlich aufgestanden und wir gingen gemeinsam zum Frühstück, um uns für den Abstieg zu stärken. Was wir gestern bei unserer Anfahrt mit der Seilbahn zurück legten, wollten wir heute beim Abstieg zu Fuß meistern - vor uns lagen somit acht Kilometer Treppensteigen in Richtung Tal.
Nicht nur die überwältigende Landschaft, sondern auch die Lastenträger hinterließen einen bleibenden Eindruck bei uns. Diese extrem durchtrainierten, kleinen und zäh aussehenden Männer schleppten von jeher auf ihren Rücken und Schultern sämtliche Baumaterialien, Nahrungsmittel und sonstigen Hotelbedarf den Berg hinauf. Auf unserem Abstieg begegneten uns unzählige dieser Träger mit Lasten von bis zu 100 Kilo auf ihren Schultern (pro Kilo verdienen diese Männer 80 Cent). Mit schlechtem Gewissen dachte ich an unsere Riesenportionen im Hotel zurück, die wir nur halb aufgegessen hatten.
Das Unfassbarste war jedoch der Transport zweier tonnenschweren Stahlstützpfeiler, an denen jeweils 20 Männer beteiligt waren. Sie transportierten unter einer extremen Kraftanstrengung, lauten Motivationsgesängen und beeindruckender Teamarbeit die Bauträger acht Kilometer die Treppen bergauf. Mit offenem Mund beobachteten Iris und ich voller Hochachtung das Spektakel, als die Männer an uns vorbei zogen. Allein das Zuschauen erschöpfte mich verweichlichten Büroschwächling.
An der Busstation angekommen, suchten wir aufgrund des Platzregens Unterschlupf im nahegelgenen Geologiemuseum und entdeckten ein 4-D Kino. Selbstverständlich waren wir vorbildliche Touristen und besuchten die effektvolle Vorstellung.
Unser Rückweg in Richtung Bahnhof gestaltete sich zügig, da unser Busfahrer scheinbar unter einem Bleifuß litt. Bei Ankunft in Huangshan City befand sich unser Puls bei 200 und unser Bedürfnis dem Fahrer eine zu klatschen auf dem Höhepunkt. Ein Spaziergang durch die Stadt, ein köstliches Abendessen in einem lokalen chinesischen Restaurant und anschliessender Teeverkostung- und kauf entspannte uns wieder, so dass wir gegen 19 Uhr unsere dreizehnstündige Rückfahrt glücklich und erschöpft antraten.
August 2010 |
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