Gestern habe ich meine erste Busreise unternommen und den sicheren Hafen Shanghais verlassen. Mein Ziel war das 1,5 Stunden entfernte Wasserdorf "Zhouzhuang". Nachdem ich eine Stunde lang nach dem Busbahnhof am Shanghai-Stadion gesucht und dabei das riesige Sportareal einmal komplett umrundet hatte, kam ich endlich am versteckten Busbahnhof an. Voller Vorfreude wollte ich sodann mein Ticket buchen. Mein eigentliches Ziel sollte der höchste Berg Shanghais (mit 100 Metern - wie süß) im National Forest Park "She Shan" werden. Da es hier im Moment unerträglich heiß und schwül ist, sehnte ich mich nach schattigen Bambuswäldern und ein wenig Ruhe. Leider wurde der Bus gestrichen. Meine Alternative war ein pittoreskes Dorf in der Nähe - Bus ebenfalls abgesagt. Ja was fährt denn überhaupt noch, fragte ich und so landete ich im wohl größten und populärsten Wasserdorf der Region.
Der Bus war voll und die Reise zum Wasserdorf durch das Umland spannend. Am Ziel angekommen, fühlte ich mich sofort an einen Satz aus meinem Reiseführer erinnert: Meiden sie das Reisen am Wochenende, denn da ist halb China unterwegs. Ja, das kann ich bestätigen. Vor dem Wasserdorf parkten Massen an Bussen und Menschenströme eilten auf das Dorf zu. Oh Gott, also kein entspanntes Bummeln durch das romantische kleine Fischerdorf, das aus allen Nähten zu platzen drohte!
Auf den Schreck musste ich erst einmal etwas essen. Nach einem überteuerten und versalzenen "Drunken Chicken" (ertränktes Huhn), was nicht mehr als gepökeltes Federviehfleisch war und ich mich an dieser Stelle lieber selbst in Reiswein ertränkt hätte, ging es weiter. Schnell stellte sich heraus, dass Chinesen lieber bummeln und einkaufen, als die zu Museen umgestalteten uralten chinesischen Häuser zu besuchen. So fand ich dann doch meine ersehnte Ruhe in all dem Gewühl, indem ich mich von Museum zu Musem vorarbeite. Trotz der vielen Menschen entwickelte sich der Ausflug zu einem total schönen Nachmittag.Nach drei Stunden Sightseeing und kollektivem Schwitzen bei 38 Grad Celsius im Schatten, ging es gegen 17 Uhr zurück zum Bus. Keine Minute später und ich wäre von den vom Himmel herabstürzenden Wassermassen bis auf die Knochen durchnässt worden. Die Regenzeit wird ihrem Namen wirklich gerecht. Seit einigen Tagen wache ich nachts regelmäßig durch Wolkenbrüche auf, die ihresgleichen suchen. Diese Phase hält wohl noch vier Wochen an. Dann kommt die heiße Periode. Da frage ich mich doch ernsthaft, wie heiß es denn noch werden soll????
Juli 2010 |
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