Montag, 12. Juli 2010
Öffentliche Verkehrsmittel

Montag, 12. Juli 2010

Nachdem ich in Shanghai bereits öffentliche Verkehrsmittel wie die Metro, Taxi, Mopedtaxi und Touristenbus gemeistert habe, stand heute die Königsdisziplin an: das Fahren mit dem im Volksmund als weithin bekannten "Gemeinen Bus".

Warum der Bus? Meine Chinesischlehrerin Ying wohnt in einem Viertel, das von waschechten Shanghaianern bewohnt wird. Dieses Wohngebiet befindet sich etwas außerhalb im Westen Shanghais. Bereits letzte Woche bin ich nach der Arbeit dirtekt mit der Metro und dem Mopedtaxi zu ihr gefahren. Das Ganze dauerte 1,5 Stunden. Um den Fahrtweg heute etwas zu verkürzen, schlug Ying die Fahrt mit dem Bus vor.

Ausgestattet mit allen notwendigen Informationen über Umsteigeorte, Haltestellen und Zielort, ging es nach der Arbeit los. Nachdem ich bereits mit dem Mopedtaxi zur Metrostation und mit der Metro zur Bushaltestelle gefahren bin, stieg ich im zweiten Versuch in den Bus, der auch in die richtige Richtung fuhr. Ying sagte mir vorher, dass ich im Bus bei einer Frau bezahlen muss. Nach einer Weile des seelenruhigen Schwarzfahrens entdeckte ich die ominöse Frau. Sie saß hinten auf einem Sitz neben der hinteren Eingangstür und wartete einfach darauf, dass man zu ihr geht und bezahlt. Also tat ich das auch ganz brav. Nachdem ich 2 Yuan (23 Cent) bezahlt und somit alle Formalitäten erledigt waren, war ich nach 20 Minuten am Ziel.

Ying holte mich vom Bus ab. Auf dem zehnminütigen Fußmarsch durch das riesige und lebhafte Wohngebiet kamen wir an einer Art mobilem Totenshrine vorbei. Ying erklärte mir, dass auf diese Weise kürzlich Verstorbene geehrt und gegen ein geweisses Entgelt entsprechend besungen und ins Jenseits begleitet werden. Ying erzählte weiter, dass Angehörige des Toten daran zu erkennen sind, dass sie weiße Blumen im Haar tragen. Kaum ausgesprochen, ging eine kleine süße Omi mit einer weißen kleinen Papierblume im Haar an uns vorbei.

In Yings Wohnung im siebten Stock angekommen, die dort mit ihrem Freund und zwei süßen Hunden wohnt, begannen wir auch gleich mit dem Unterricht. Es machte wie immer sehr viel Spaß. Die Zeit verging wie im Fluge, sodass ich mich schon bald wieder auf dem Rückweg befand. Das Wohngebiet sah in der Dunkelheit noch surrealer aus als bei Tage. All die Lichter der tausenden von Wohnungen in hunderten von Hochhäusern. Dazu die Schnellstraßen, welche das Wohngebiet auf hohen Pfeilern einsäumen. Ein einmalig ungewohnter Anblick, den meine Kamera leider nur unzulänglich wiedergeben kann!


Mein Rückweg bestand aus: 1x Bus, drei Metrolinien (insgesamt 2x umsteigen) und noch einen Fußmarsch. Müde aber glücklich und mit einigen Wörtern mehr Chinesisch im Köpfchen kam ich kurz nach 22 Uhr bei mir zu Hause an.