Zu dritt machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Dort angelangt, herrschte bereits reger Reisebetrieb. Nachdem Shirley und ihr Ehemann eine Weile erfolglos versuchten, Tickets für uns zu kaufen, stellte sich heraus, dass die Regierung ohne Vorankündigung den Zugverkehr nach Suzhou von täglich 20 auf sechs Züge reduziert hatte. Keine Chance für uns, ein Ticket zu ergattern und aus Shanghai heraus zu kommen. Wir mussten unser Vorhaben abbrechen. Hilfe zur Behebung des Rohrbruchs wurde irgendwie telefonisch organisiert.
Nachdem die chinesische Regierung ordentlich ihr verbales Fett weg bekommen hatte, gingen wir auf den ganzen Stress erst einmal etwas essen. Spontan entschieden wir uns dabei, den angebrochenen Tag gemeinsam zu verbringen und anschliessend den 35 km entfernten Sheshan National Forest Park im Westen Shanghais zu besuchen. Gesagt, getan, saßen wir gegen 14.00 Uhr in der Metro Richtung Sheshan. Am Park angekommen, empfing uns eine leichte Brise und frische Luft - Erholung pur! Wir erkrakselten den 100 Meter hohen Berg (Hügel?!) und genossen die Schatten der Bäume und die kleine Auszeit von Shanghai.
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Nachdem ich meine Neugierde befriedigt und die Ecken des Wohnhauses ausgekundschaftet hatte, ging es weiter in Richtung Innenstadt - zum Volksplatz. Auf dem Volksplatz zeigte das chinesische Volk ein ungemein reges Interesse an meiner Wenigkeit. Ich war Objekt der Begierde und wurde als waschechte Ausländerin und offensichtliche Langnase vor ettliche Kameralinsen gezerrt. Irgendwann machte ich mich aus dem Staub und huschte in die angrenzende City Hall, um mich über die unglaubliche Stadtplanungsgeschichte Shanghais zu informieren.

Anschließend durchquerte ich ungeknipst den Volksgarten und gelangte endlich an die berühmt berüchtigte Nanjing Straße - der Inbegriff touristischer Umtriebigkeit. Touristenmassen schoben sich durch die Einkaufsmeile. Ich versuchte so gut es ging etwas vom Flair der Straße zu erhaschen, befürchtete jedoch, entweder von Menschen umgerannt oder von Bussen überrollt zu werden, sobald ich mich nicht auf meinen nächsten Schritt konzentrierte. Trotz all des Schiebens und Drängelns herrschte eine fröhliche und ausgelassene Stimmung unter den Touristen, die gemeinsam mit mir alle ein Ziel zu haben schienen: den Bund mit dem berühmten Blick auf die Skyline Shanghais.

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Letzte Woche besuchte ich für eine sogenannte Environment Working Group das European Union Chamber of Commerce. Sie haben ihr Büro in einem Wolkenkratzer im 22. Stock in der Innenstadt Shanghais. Da dieser Environment Workshop jedoch nur für Mitglieder ausgeschrieben war, musste ich bei der telefonischen Anmeldung vorab einen kleinen Trick anwenden, um in die heiligen Hallen des Businessolymp Einlass gewährt zu bekommen.
Der kleine Trick bestand darin, einen Vorteil aus unserer Übernahme durch die BASF zu schlagen. In der Regel sind große Firmen wie Henkel oder BASF Mitglieder im German und European Chamber of Commerce. So antwortete ich auf die Frage, ob unser Unternehmen schon Mitglied sei, dass wir erst vor zwei Wochen von der BASF gekauft wurden ich theoretisch schon eine Mitarbeiterin von BASF bin. Prompt wurde ich auf die Teilnehmerliste gesetzt, da die BASF wie vermutet Mitglied im Chamber ist.
Und so habe ich mich in den 22. Stock geschummelt, eine tolle Aussicht genossen, interessante Vorträge gehört und nette Leute kennengelernt. Im wahrsten Sinne des Wortes bodenständiger ging es danach weiter - mit der Metro und meinem geliebten Mopedtaxi (diesmal sogar mit Sonnenschirm gegen die Hitze) zurück zur Arbeit ins Office im Westen Shanghais.![]()
Ying holte mich vom Bus ab. Auf dem zehnminütigen Fußmarsch durch das riesige und lebhafte Wohngebiet kamen wir an einer Art mobilem Totenshrine vorbei. Ying erklärte mir, dass auf diese Weise kürzlich Verstorbene geehrt und gegen ein geweisses Entgelt entsprechend besungen und ins Jenseits begleitet werden. Ying erzählte weiter, dass Angehörige des Toten daran zu erkennen sind, dass sie weiße Blumen im Haar tragen. Kaum ausgesprochen, ging eine kleine süße Omi mit einer weißen kleinen Papierblume im Haar an uns vorbei.
In Yings Wohnung im siebten Stock angekommen, die dort mit ihrem Freund und zwei süßen Hunden wohnt, begannen wir auch gleich mit dem Unterricht. Es machte wie immer sehr viel Spaß. Die Zeit verging wie im Fluge, sodass ich mich schon bald wieder auf dem Rückweg befand. Das Wohngebiet sah in der Dunkelheit noch surrealer aus als bei Tage. All die Lichter der tausenden von Wohnungen in hunderten von Hochhäusern. Dazu die Schnellstraßen, welche das Wohngebiet auf hohen Pfeilern einsäumen. Ein einmalig ungewohnter Anblick, den meine Kamera leider nur unzulänglich wiedergeben kann!
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