Spontanität

Sonntag, 18. Juli 2010

Das Telefon klingelte gegen 9.00 Uhr. Verdammt früh für einen Sonntag Morgen, zumal mir noch der Sight Seeing Marathon von Gestern in den Knochen steckte. Ich entschied mich, ran zu gehen. Meine Kollegin Shirley war am Apparat und fragte mich, ob ich mit nach Suzhou kommen möchte. In der 100 km entfernten Stadt vermieten Shirley und ihr Ehemann ein Apartment, in dem von ihnen ein Wasserrohrbruch behoben werden musste. Mit einem Auge halb geöffnet krächzte ich mit schlaftrunkener Stimme, dass ich in 20 Minuten an der Metro sei.

Zu dritt machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Dort angelangt, herrschte bereits reger Reisebetrieb. Nachdem Shirley und ihr Ehemann eine Weile erfolglos versuchten, Tickets für uns zu kaufen, stellte sich heraus, dass die Regierung ohne Vorankündigung den Zugverkehr nach Suzhou von täglich 20 auf sechs Züge reduziert hatte. Keine Chance für uns, ein Ticket zu ergattern und aus Shanghai heraus zu kommen. Wir mussten unser Vorhaben abbrechen. Hilfe zur Behebung des Rohrbruchs wurde irgendwie telefonisch organisiert.

Nachdem die chinesische Regierung ordentlich ihr verbales Fett weg bekommen hatte, gingen wir auf den ganzen Stress erst einmal etwas essen. Spontan entschieden wir uns dabei, den angebrochenen Tag gemeinsam zu verbringen und anschliessend den 35 km entfernten Sheshan National Forest Park im Westen Shanghais zu besuchen. Gesagt, getan, saßen wir gegen 14.00 Uhr in der Metro Richtung Sheshan. Am Park angekommen, empfing uns eine leichte Brise und frische Luft - Erholung pur! Wir erkrakselten den 100 Meter hohen Berg (Hügel?!) und genossen die Schatten der Bäume und die kleine Auszeit von Shanghai.