Sprung ins Grüne

Sonnabend, 14. August 2010

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Es ist immer noch heiß in Shanghai. Mittlerweile haben wir die dritte Woche mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius. Also musste ich mir dieses Wochenende wieder die Frage stellen: Wenig bewegen oder einfach der Hitze trotzen und einen Ausflug machen? Ich entschied mich für Letzteres und besuchte erneut den Sheshan National Forest Park, der Schatten, Natur, frische(re) Luft und wenig Menschen versprach.

Mit der Metro und dem Mopedtaxi erreichte ich am frühen Nachmittag das Waldgebiet. Bei der mittaglichen Hitze waren zu meiner Freude kaum weitere Besucher da. Sogleich begann ich mit meiner Wanderung durch das Bambuswäldchen, als ich an einer all zu verlockenden Bank vorbeikam. Ich zögerte keine Sekunde und machte es mir eine ganze Weile lang mit meinem Buch Factory Girls: From Village to City und einem tollen Blick ins Grüne gemütlich.

Irgendwann ging es weiter bergaufwärts. Auf meinem Weg blieb ich für einen Moment dicht am Straßenrand mit dem Gesicht Richtung Berghang stehen, um den von dort kommenden kühlenden Luftzug zu genießen. Plötzlich hielt ein Auto hinter mir an. Mit verdutztem Gesicht wurde ich vom Beifahrer gefragt, ob ich Hilfe bräuchte. Da ich wahrscheinlich wie ein Selbstmörder kurz vor dem Sprung ausgesehen haben muss, erklärte ich, dass ich lediglich die frische Luft und Aussicht genieße. Bei 35 Grad im Schatten eine wohl eher schwer nachzuvollziehende Beschäftigung?! Hm, ein wenig irritiert bog ich wieder in den Wald ab, um ungestört in der Gegend rumstehen zu können.

Auf dem "Gipfel" angekommen, genoß ich ein Eis und die Unterhaltungen mit einigen Chinesen, die ihr Englisch verbessern wollten. Wie so oft wurde ich nach meiner Herkunft gefragt, die nach Bekanntgabe kurz untereinander diskutiert oder wissend abgenickt wurde. Wie eine Langnase sehe ich alle mal aus und so machte ich mir über mein Aussehen keine weiteren Gedanken und begann den Abstieg.

Die letzte kleinere Hürde für den heutigen Tag war die Preisverhandlung mit dem all zu geschäftstüchtigen Mopedtaxifahrer, der das Fünfache des Preises verlangte. Aber nach zweieinhalb Monaten Shanghai habe ich mittlerweile meine Taktik gefunden: Meinen gewünschten Fahrpreis nennen (dank Untrerricht jetzt auch auf Chinesisch möglich) und dann auf die nächste Traube wartender Taxifahrer zuschlendern. In den meisten Fällen lenkt der Taxifahrer ein und ich bekomme den "normalen" Preis :)