Die Fahrt mit der Metro war mehr als simpel - einsteigen und neun Stationen weiter bzw. 20 Minuten später in der Shanghaier Innenstadt Nähe Volksgarten aussteigen. Interessant war jedoch, dass jeder Fahrgast vor Betreten der Metro seine Tasche scannen lassen muss. Personenkontrollen mit einem Detector sind üblich.
Nach einem ordentlichen Fußmarsch durch die Glitzer- und Wolkenkratzerwelt der modernen Innenstadt erreichte ich mein Ziel - die Altstadt von Shanghai. Ab jetzt legte ich den Stadtplan beiseite und ließ mich überraschen, wo mich all die kleinen Gassen hinführen. Prompt landete ich im daoistischen Tempel der weißen Wolke. Da überall aus riesigen Bottichen weißer Rauch aufstieg, hatte ich schon kurzzeitig das Gefühl, himmlisch benebelt zu sein. Die stattfindende Prozession mit den musizierenden Mönchen rundete die religiös-mystische Atmosphäre ab.
Inspiriert von den Mönchen und weißen (Qualm)Wolken ging es weiter in die Untiefen der Altstadt. Überall hing Wäsche, es wurde in den dunklen Stuben gekocht und gebruzelt, Lebensmittel verkauft, Haare gewaschen, Motorräder repariert, Blumen gegossen, Straßen gefegt und Müßiggang gelebt (insbesondere die uralten Omis und Opis). Tatsächlich laufen einige Chinesen in Schlafanzügen durch die Gegend.
Irgendwann landete ich im berühmten Yuyan-Basar, der im Stil der Qing-Dynastie als ein Tempel des Konsums gebaut wurde. Es herrschte ein üppiges Leben und riesen Andrang an kauf- und vergnügungswütigen Touristen, ein Gedrängel in jedem Geschäft und lautes Geschwatze in den Restaurants - ein tolles Flair! So wurde ich dann Richtung Ausgang geschoben, wanderte noch etwas in der Altstadt umher, um schließlich von einer jungen Chinesin angesprochen zu werden. Sie wollte ihr Englisch praktizieren und ich konnte den Yu Yuan, Garten der Zufriedenheit, nicht finden. Also gingen wir eine kurzweilige Symbiose ein: wir schlabberten Englisch, sie begleitete mich zum Yu Yuan Garten und machte noch ein paar Fotos von mir.
Danach machte ich mich auf den Heimweg - todesmutig mit dem Moped-Taxi durch die Innenstadt zur nächsten Metrostation. Das war ein riesen Spaß und eine willkommene Abwechslung für meine schmerzenden Füße.
Juni 2010 |
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